altare

Am Heiligen Abend gehört für viele von uns der Gottesdienst, die Andacht oder der Wunsch ganz nah bei Gott zu sein, so eng zusammen, wie kaum an einem anderen Tag. Doch wie kann ein Krippenspiel funktionieren mit Abstand und unter Einhaltung aller Hygieneregeln? Und wie kann man einen Gottesdienst „live“ feiern? Eine gute Möglichkeit schien eine Open-Air-Variante auf dem Schlossplatz zu sein und auch ein Krippenspiel konnte an diesem besonderen Ort irgendwie stattfinden. So schrieb Pfarrerin Julia Kaiser kurzerhand eine moderne Fassung der Weihnachtsgeschichte, die von einigen aktuellen und ehemaligen KonfirmandInnen mit Geschwistern aus den Fenstern des Heimatmuseums vorgelesen werden konnte. Die Geschichte begeisterte im Familien-Gottesdienst um 16.00 Uhr etwa 70 Eltern, Großeltern und Kinder mit Corona-Witz und -Charme. Man hätte meinen können, dass so eine Situation mit Lock-down und allen Auswirkungen wie Beherbergungsverbot in Risikogebieten tatsächlich auch vor 2000 Jahren denkbar gewesen wäre. Leider durften die vertrauten Weihnachtslieder auch draußen nicht laut mitgesungen werden. Doch ein engagiertes Summen zum vorgetragenen Text von Julia Kaiser und der Instrumentalversion vom Band war rundum zu vernehmen. Langsam wurde es dunkler und die Beleuchtung des Schlossplatzes und der Burg kamen feierlich zur Geltung und verabschiedete alle Familien und ungeduldigen Kinder stimmungsvoll in den Heiligen Abend nach Hause…

… bis dann um 18.00 Uhr die Glocken zur Christmette läuteten. Wir konnten auch hier wieder etwa 80 BesucherInnen begrüßen. Der große Schlossplatz ließ die Gemeinde gar nicht so zahlreich erscheinen, doch so wurde der erforderliche Abstand mit Maske problemlos eingehalten. Zum Eingang, wo alle mit ihren Eintrittskarten registriert wurden, erhielt jeder eine kleine rote Schleife, die zwar auch für Weihnachtsgeschenke eine Verwendung gehabt hätte, aber in der Andacht noch eine besondere Bedeutung haben sollte. Nachdem alle ein Plätzchen gefunden hatten, ob mit oder ohne Klappstuhl, hörten wir jetzt das Krippenspiel einmal in digitaler Form und die Weihnachtslieder wurden von Pfarrerin Julia Kaiser gesungen und inspirierten wieder zum Mitsummen. „O du fröhliche, o du selige“ und was war jetzt mit der Schleife? Eine Schleife ist eine Verschönerung für ein Geschenk, eine Geste, die dem Beschenkten zeigt, hier hat sich jemand viel Mühe für mich gegeben… aber eine Schleife ist auch ein Band, das so geschlungen ist, dass man es ganz leicht lösen kann, im Gegensatz zu einem Knoten, und dessen Wirrungen man nicht sofort erkennt. Die Beziehung zu Gott kann man vielleicht mit einer Schleife vergleichen, ein Ende ist bei ihm, ein Ende ist bei uns. Betrachtet man nun die Schleife, mit seinen Verschlingungen, ist es auf den ersten Blick nicht ersichtlich, dass es sich um ein einziges Band handelt, das uns mit ihm verbindet. Doch dann geschieht von Zeit zu Zeit ein Wunder und die Schleife löst sich und man erkennt wieder, was einem vorher sinnlos erschien. Gerade an Weihnachten scheint so ein Wunder sichtbar geworden zu sein, mit dem Jesuskind in der Krippe…

Nach einem stimmungsvollen „Stille Nacht, Heilige Nacht“ konnten wir uns an diesem Abend voller Weihnachtsfreude auf den Nachhauseweg begeben und es war ein wundervolles Gefühl trotz aller ungewohnten Umständen, den Heiligen Abend in diesen Andachten feiern zu dürfen.

(Andrea Göbel)